Ein neues Paradigma

Die Methode der Systemischen Selbst-Integration ist ein konsequente Weiterentwicklung der Systemischen Aufstellungsarbeit. Ihr Hauptaugenmerk richtet sich darauf, Verstrickungen im „System Individuum“ in seiner Beziehung zur Aussenwelt – Familie, Partrnerschaft, Beruf etc. – zu untersuchen. Durch die Repräsentation von Selbstanteilen und Bezugspersonen mit der Hilfe von Holzfiguren auf dem Tischer werden die zentralen Muster der in diesen Bereichen vorhandenen Verstrickungen deutlich und auch direkt lösbar – so dass das eigene Potential – Selbst – erfahren und gelebt werden kann. Dabei geht die Systemische Selbstintegration von einer Reihe von Grund-Annahmen aus:

Bedingungslose Liebe und Selbst

Jeder besitzt – als Geschenk der Natur – das Potential eines wahren Selbst, das seinen Wert in sich selber hat.

Unabhängig von Leistung. Unabhängig von der Anerkennung durch andere.

Dies Potential muss jedoch erst geweckt werden. Wenn man Glück hat, wird es geweckt durch die bedingungslose (wahre) Liebe der Eltern oder der primären Bezugspersonen. Die Erfahrung der liebevollen Zuwendung von Selbst zu Selbst macht dem Kind seinen Selbstwert bewusst: liebenswert zu sein – einfach weil es da ist. Weil es so ist, wie es ist. Mit diesem „intrinsischen“ Selbstwert verbunden sind die Fähigkeiten, wahre Liebe annehmen – und selber geben zu können.

In der Natur ist diese bedingungslose Liebe der Tiereltern zu ihren Kindern selbstverständlich. Die Spezies homo sapiens hat sie weitgehend ersetzt durch eine konditionierende Liebe, durch eine „Liebe“, die an Bedingungen geknüpft ist. Durch eine „Liebe“ die den anderen nicht frei macht, sondern ihn manipuliert und abhängig macht.

Aber als Potential ist das Selbst und die Fähigkeit, bedingungslose Liebe zu empfangen und zu geben, unverlierbar.  Und es ist unzerstörbar. Daher kann es auch später noch geweckt werden.Auch wenn es seit Jahrzehnten überlagert und versteckt war – dieses Potential eines jeden Klienten erst macht die systemische Selbst-Integration möglich.

Selbst und Orientierung

Das Erwecken des intrinsischen Selbstwerts in der Kindheit hat eine wichtige Funktion: Es schafft einen Bezugspunkt der es uns möglich macht, uns in der Welt zu orientieren und mit ihr in Beziehung zur treten. Das Selbst ermöglicht uns Orientierung durch die Unterscheidung und Differenzierung zwischen dem „Ich“ und dem „Du“. So werden persönliche Grenzen wahrnehmbar, die unterschiedliche Räume schaffen: den eigenen – und den fremden Raum und die Zeit-Räume von Heute – und damals.

Nur in meinem Raum hier und heute kann ich mit meinem Selbst verbunden sein. Nur in meinem Raum hier und heute bin ich zuständig und kann daher etwas bewirken.

Sind diese Grenzen verschommen oder gar verloren, verlieren wir die Erfahrung des intrinsischen Selbstwerts und unsere Lebendigkeit ist dort gebunden, wo sie sich nicht entfalten und in den Fluss kommen kann: Bei Anderen oder in der Vergangenheit.

Selbst und Kraft

Wenn ich unterscheiden kann, zwischen Eigenem und Fremdem, dann kann ich auch das Fremde, das ungebeten in meinem Raum ist und/oder mit meinem Selbst nicht vereinbar (kompatibel) ist, als Ich-fremd erkennen: Und ich kann meine Kraft gerichtet dafür verwenden, das Ich-fremde zu erkennen und aus meinem Raum zu entfernen, und es auf Distanz zu halten.

Diese Fähigkeit zu „Selbst-Schutz“ ist für die Entfaltung des Selbst in der Welt ein Meilenstein. Eine Rose braucht Dornen, die den kostbaren Lebensraum der Rose schützen und es ihr ermöglichen sich in der Welt zu entfalten.

Kommt die Kraft in diesen gesunden Kanal, dann bewirkt sie, dass ich mich mehr mit meinem Selbst identifiziere, statt mit etwas, das nicht zu mir gehört. Und sie bewirkt, dass ich für das Eigene einstehen kann. Ohne Angst vor Unterschieden und Ablehnung und ohne den Zwang sich an das eigene Umfeld anpassen zu müssen. Das nennen wir Kongruenz.

Selbstverbindung und Beziehung

Wenn wir in dieser Weise kongruent sind, wenn wir uns vollständig fühlen in uns Selbst, dann brauchen wir den anderen nicht um uns vollständig oder wertvoll zu fühlen. Dann können wir uns anderen so zeigen wie wir wirklich sind – ohne Absichten oder Erwartungen. Wir müssen uns nicht verstellen – um Anerkennung von anderen zu bekommen, oder um den anderen zu manipulieren. Wir können echt und authentisch sein.

Wir fühlen uns frei und unabhängig! Das macht uns anziehend für andere, die das wertschätzen können.

So kann eine gegenseitige Anziehung entstehen, und durch diese gegenseitige bedingungslose Wertschätzung kann eine Bindung entstehen. Eine Beziehung, die auf einer derartigen Bindung beruht, achtet die Würde des anderen und lässt ihm die Freiheit, zu wachsen und sich  zu verändern. Diese erwachsene Beziehung lebt von Auseinandersetzung.Statt Anpassung und Abhängigkeit Begegnung und Austausch auf Augenhöhe.

Das ist für beide Betroffenen sehr berührend. Das kann die gegenseitige Bindung noch verstärken.

Die globale Krise

Die Systemische Selbst-Integration kann dazu beitragen, dass immer mehr Menschen mehr zu diesem eigenen Potential finden, und so ihr eigenes Leben erfolgreich gestalten können. Im Bewusstsein, Teil eines grösseren Ganzen zu sein, wissen sie um ihre Verantwortung um diese Erde und ihre Geschöpfe. Und können ihren Beitrag leisten für das Ganze, jeder an seinem Platz.

Die globale Krise zeigt, dass für unser aller Überleben ein tiefgreifender Wandel unseres Gesellschafts- und Wirtschafts-Systems erforderlich ist. Das spüren bereits viele Menschen und arbeiten an alternativen Lösungen.

Die Methode ist in dieser Krise entstanden. Wir verstehe sie als einenn Beitrag, um individuelle Transformationsprozesse zu ermöglichen. Nur so kann es zu einem kollektiven Umdenken kommen.

Und diese Methode ist erlernbar! Sie soll dazu beitragen, Gemeinschaften zu schaffen, die es schaffen beidem Ausdruck zu verleihen: Unserem Tiefen Bedürfnis nach Individualität UND unserem tiefen Bedrüfnis nach Zugehörigkeit.

Mit den Worten des türkischen Dichters und Freiheitskämpfers:

leben
einzeln und frei,
wie ein baum,
und brüderlich,
wie ein wald,
das
ist unsere sehnsucht.

                        Nazim Hikmet, (1902-1963)